Montag, 24. November 2014

Billy Idol - Konzertbericht Stuttgart

Mittwoch Abend war endlich mal wieder Zeit für einen gepflegten Männerabend - und was bietet sich dafür mehr an, als ein paar Bier (zum einmaligen Schnäppchenpreis von 5 Euro) zu kippen und lauthals die 80er-Hits von Billy Idol mitzugrölen, wenn dieser schon mal höchstpersönlich in Stuttgart gastiert? Auf diese grandiose Idee kamen wohl noch mehr, so fällt beim Betreten der leider nur halb besetzten Porsche-Arena der hohe Männeranteil abseits der Ü40 auf. Selbst die letzten weiblichen Groupies, die beim Konzert vor 9 Jahren noch mit hochgerissenen Shirts um die Aufmerksamkeit des Sexsymbols der 80er und 90er Jahre buhlten, scheinen inzwischen entweder zu One Direction gewechselt zu haben oder zuhause die Kinder zu hüten. Doch der Testosteron-geladenen Stimmung tut dies keinen Abbruch, was man bereits an dem gelungenen Auftakt der Vorband „The Dough Rollers“ merkt, die kräftig einheizt bevor der ewige Rebell Billy Idol mit seinem neuen Song „Postcards from the Past“ die Bühne erobert. Der Punker der ersten Stunde, der Ender der 70er in England mit der Band „Generation X“ seine Karriere begann und damals zusammen mit den „Sex Pistols“ die Punkrevolution vorantrieb, ist immer noch bestens in Form - sowohl stimmlich als auch körperlich. Auf den üblichen Schnickschnack wie eine Videoleinwand und sonstige Gimmicks wird weitgehend verzichtet, was man während des zweistündigen Sets aber auch nicht wirklich vermisst. Zu sehr ist man damit beschäftigt, das reiche Angebot der Hits zu feiern, die Schlag auf Schlag folgen („Cradle of Love“, „Dancing with myself“, „Flesh for Fantasy“, „Ready Steady Go“,...) und den charismatischen Sänger zu erleben, der sich gewohnt volksnah gibt, das Publikum mit seinen „Yeahs“ und „C´mons“ antreibt, diabolisch in die Menge grinst und während Gitarrensoli und Pausen gerne mal Autogramme für die ersten Reihen schreibt - wenn er sich nicht gerade zum 11. Mal umzieht. Durch seinen kongenialen Partner an der Gitarre, Steve Stevens, der in alten Zeiten den Riff zu Michael Jacksons „Dirty Diana“ beisteuerte und dem „Top Gun“-Soundtrack zu einem Oscar verhalf, klingen die Nummern sofort zwei Stufen rockiger als auf dem Album und sogar die Songs der etwas softer geratenen neuen Scheibe „Kings & Queens of the Underground“ gliedern sich perfekt in die Setlist ein und wirken plötzlich wie typische Billy Idol-Hits. Nachdem die Fans es ihrem „Idol“ nach dem Höhepunkt der Show „Rebel Yell“ am liebsten gleichtun würden, in Ekstase das Shirt vom Leib zu reißen, legt dieser mit „White Wedding“ und „Mond Mony“ zwei weitere Kracher nach und beschließt mit seinem Versprechen im nächsten Jahr zurückzukommen einen perfekten Männerabend.


Mittwoch, 19. November 2014

Lenny Kravitz - Konzertbericht Stuttgart 2014

Es war der Moment des Abends, als Lenny Kravitz während des Titelsongs seines Debut-Albums „Let Love rule“ einen Ausflug zu den Zuschauerplätzen rechts und links von der Bühne unternahm und dadurch die abseits liegenden Sitzplätze zwischenzeitlich zur ersten Reihe upgradete. Im Anschluss erntete er dafür frenetischen Applaus von allen Rängen, das Eis war endlich gebrochen, nachdem der gebürtige New Yorker in den knapp 2 Stunden zuvor - hinter einer dicken Sonnenbrille versteckt - perfekt den unnahbaren Rockstar mimte, sich in Jack Sparrow-Manier am Mikrofon entlangschlängelte und hin und wieder die üblichen Floskeln à la „it´s a pleasure to be here“ nuschelte. Musikalisch überzeugte Lenny Kravitz, der auf den Studioalben die meisten Instrumente selbst einspielt, mit seiner zehnköpfigen Liveband von Anfang an und bot einen bunten Mix aus Klassikern wie „Always on the run“, Charts-Hits wie „Fly away“ und „It ain´t over ´til it´s over“ und neuen Lieder aus dem aktuellen Album „Strut“. Die Songs drifteten dabei öfters in nicht endende Wiederholungen, Variationen, und Improvisationen, und bis jeder Saxophonist und Keyboarder sein Solo zum Besten gab, konnte ein Lied auch schnell mal 15 Minuten dauern. Musikalisch wie gesagt auf höchstem Niveau, durch die Überlängen der Songs wurden allerdings weitere populäre Lieder wie „Where are we running“, „Mr. Cab Driver“ oder „Rockstar City Life“ aus der Setlist gestrichen, die insgesamt 14 Lieder beinhaltet. Das ist wahrlich Jammern auf hohem Niveau. Die Band bestehend aus großartigen Musikern schenkte den Fans in der Stuttgarter Schleyerhalle ein mehr als solides Rockkonzert, eine beeindruckende Video- und Lightshow und mit „Are you gonna go my way“ ein Finale, das die Menge synchron in die Luft springen ließ.