Freitag, 13. November 2015

MÖTLEY CRÜE - Konzertbericht Schleyerhalle Stuttgart

Ein letztes „Wow!“ kreischt Frontman Vince Neil nach der Zugabe „Home Sweet Home“ ins Mikro und nach einem gigantischen Spektakel voller Explosionen, Feuer, Konfetti, einigen Runden Bier und altbekannter Metal-Hits, kann ich mich dem nur anzuschließen und glückselig feststellen, dass dieser Abend wohl zu den besten meines Lebens gehört. Mit einem großen Knall verabschiedet sich Mötley Crüe im Rahmen ihrer Abschiedstournee vom deutschen Publikum in Stuttgart, die leisen Töne waren auch nie so wirklich ihr Ding. 
Doch alles der Reihe nach! Wie ein kleines Kind vor Weihnachten zählte ich schon seit Monaten die Tage runter, bis ich mich von meiner langjährigen Lieblingsband, deren Songs mich seit 24 Jahren begleitet haben (die ersten 10 habe ich verpasst), Abschied nehmen kann. Also muss ich zugeben, dass von mir vermutlich kein objektiver Bericht zu erwarten sein wird, doch selbst als neutraler Beobachter dürfte man sich äußerst schwer tun nach diesem Konzert einen Grund zum Meckern zu finden. Der einzige Wermutstropfen ist die höchstens halb gefüllte Schleyerhalle, und das 2 Tage nachdem die Truppe in London eine ausverkaufte Wembley-Arena zum Kochen brachte. Zum einen wurden die deutschen Fans mit einer zwischenzeitlichen 12-jährigen Abwesenheit der Band in den letzten Jahrzehnten wohl zu sehr vernachlässigt, zum anderen dürften die Ticketpreise über 80 Euro so manchen sparsamen Schwaben abgeschreckt haben. Doch es ist mitnichten so, dass die Stimmung darunter leidet - im Gegenteil, man kann davon ausgehen, dass es sich bei dem erlesenen Kreis um wahre Crüeheads handelt, die jedes Lied lauthals mitgrölen und mit „Crüe“-Rufen die Glamrocker frenetisch feiern. 
Zur guten Stimmung (und bestimmt auch zu den hohen Preisen) trägt unter anderem natürlich auch die „Vorband“ Alice Cooper bei - wann kommt man schon mal in den Genuss, den Meister des Gruselrocks im Vorprogramm zu erleben. Die Show und die Setlist wurde in der Rolle des Supporters zwar etwas abgespeckt, doch bei einer leicht reduzierten Alice Cooper Show bedeutet das immer noch eine musicalartige Horrorshow inklusive eines 5 Meter großen Frankensteinmonsters, einer lebenden Boa und der obligatorischen Hinrichtung durch die Guillotine. Musikalisch feuert der stimmlich immer noch überzeugende Endsechziger Alice Cooper seine größten Hits wie „No more Mr. Nice Guy“, „Poison“, „I´m Eighteen“ und „Schools Out“ ab und wird dabei von seiner hervorragenden Band begleitet, die mit 3 Gitarren für einen gewaltigen Sound sorgt. Vorneweg die hinreissende Nita Strauss, die blitzschnell herumwirbelt und den Beweis liefert warum sie derzeit in diversen Listen der heißesten und talentiertesten Gitarristinnen den ersten Platz belegt!
Was danach folgt, macht nicht den Eindruck als würde man einen Rockdinosaurier in den letzten Atemzügen sehen, die (größen)wahnsinnige Show macht vielmehr den Anschein als hätte Mötley Crüe erst letzte Woche ihr Hitalbum „Dr. Feelgood“ an die Chartspitze geschossen. Mit „Girls, Girls, Girls“ stürmen die Kings of Glam Metal die Bühne und präsentieren ein Konzert der Superlative, welches das exzessive und dekadente Leben der Bad Boys aus L.A. eins zu eins widerspiegelt. Immer wieder sprühen Flammen aus Metallspitzen, explodieren im Rhythmus Feuerwerkskörper im Hintergrund, betreten leichtbekleidete Backgroundsängerinnen die Bühne (u.a. Tommy Lees Verlobte Sofia) während Mick Mars seine Gitarre dämonisch aufheulen läßt, Tommy Lee auf die Drums drischt, Nikki Sixx zu „Shout at the Devil“ aus seinem Bass Flammen in den Himmel schickt und Vince Neil sich die Seele aus dem Leib schreit und über die Bühne rast, als wäre er noch 20 Jahre jünger und 20 Kilo leichter als es die Wirklichkeit erscheinen lässt. Generell sitzt alles auf den Punkt genau, die Kinderkrankheiten der ersten Gigs der Abschiedstour wurden behoben, die Crüe wirkt deutlich motivierter als bei ihrer letzten Deutschland-Tour im Jahr 2012, als Vince in Bamberg stocksauer die Bühne verließ, nachdem ihn ein Bierbecher traf und kurzerhand 3 Hits aus der Setlist strich. Diesmal findet man immer wieder ein Lächeln auf seinen Lippen (vor allem als sich bei „Looks that kill“ eine junge Dame vor seinen Augen entblößte). Jeder der Bandmitglieder bekommt dabei eine Plattform, um sich auf seine Weise zu präsentieren und die Interaktion mit den Fans zu suchen. So stellte Tommy Lee voller Stolz seinen Lebenstraum vor: eine Art Achterbahn auf der er sich um die eigene Achse drehend über die Köpfe der Zuschauer „fliegt“ und dabei zu Elektro- und HipHop-Beats das wohl dekadenteste Drumsolo der Rockgeschichte gibt, das Tommys Rockstar-Ego wenigstens annähernd gerecht wird. Die Menge rastet begeistert aus und sehen über den Musikbruch wohlwollend hinweg. Ob Eifersüchteleien und eine Art Wettrüsten dazu geführt haben, dass sich Bandgründer Nikki Sixx und Frontman Vince Neil für die letzte Phase der Abschiedstour noch zwei riesige Roboterarme installieren ließen, mit denen sie zum Finale des größten Hits „Kickstart my Heart“ durch die Halle schweben ist nicht bekannt, jedenfalls ist es ein imposanter Anblick die zwei in der Höhe thronen zu sehen während im Hintergrund die Bühne in die Luft zu fliegen scheint. 
Den größten Effekt erzielt für mich jedoch die geniale Idee, die Zugabe „Home Sweet Home“ auf einer winzigen Bühne inmitten der Halle in intimer Atmosphäre von den Zuschauern umringt zu spielen und damit nicht nur an die Anfänge der Band zu erinnern, als sie noch kleine Clubbühnen bespielte, sondern sich mit einem letzten emotionalen Höhepunkt von ihren Fans zu verabschieden. 
Am nächsten Morgen wache ich mit dem Gefühl auf, einen sehr kranken abgefahrenen Traum gehabt zu haben, doch als ich meinen neues Merchandising-Shirt und den leeren Geldbeutel entdecke, weiß ich, dass ich in Zukunft voller Inbrunst Nikki Sixx´ Worte zitieren kann: „Fuck You! I´m a Crüehead and I was at the last fuckin´ concert in Stuttgart ever!“













GUNS N´ ROSES - Reunion?

Es bahnt sich eine wahre Sensation an! Gerüchten zufolge soll in Kürze eine Reunion der Originalbesetzung von Guns N´ Roses bekannt gegeben werden. Die Erzfeinde Axl Rose und Slash sollen sich angeblich nach gut 20 Jahren versöhnt haben und zum 30-jährigen Jubiläum im Jahr 2016 eine gemeinsame Tour und Auftritte bei Festivals anstreben. Neben dem ehemaligen Gitarristen DJ Ashba hat gestern auch "Mötley Crüe"-Bassist Nikki Sixx bei Twitter auf eine Frage eines Fans geantwortet, dass eine Reunion von Guns N´ Roses ein offenes Geheimnis wäre. 
Man wird sehen was daran dran ist und wie die Originalbesetzung aussehen würde.