Dienstag, 22. September 2015

HOLLYWOOD VAMPIRES - Album und Tour

„The Hollywood Vampires“ nannte sich in den 70ern eine Clique um Club-Präsident Alice Cooper und weitere namhafte Rockstars wie John Lennon, Marc Bolan und Ringo Starr, die sich regelmäßig mit dem ambitionierten Ziel trafen, sich gegenseitig unter den Tisch zu trinken. Eine halbe Flasche Whisky pro Kopf diente da gerade mal zum warm werden.
Inzwischen haben zwar bedauerlicherweise viele der Clubmitglieder das Zeitliche gesegnet und Alice Cooper greift seit über 30 Jahren lieber zum Golfschläger als zur Flasche, aber dafür hat er zusammen mit Johnny Depp in den letzten Jahren eine neue Truppe zusammengetrommelt, und als Hommage an den ehemaligen Club eine Scheibe voller Coverversionen aufgenommen. Die Starbesetzung zu der u.a. Paul McCartney, Dave Grohl, Joe Perry, Brian Johnson und Slash gehören, hat neben den zwei gelungenen Eigenkompositionen „Raise the Dead“ und „My Dead Drunk Friends“ dabei ausschließlich Klassiker aus den späten 60ern und frühen 70ern von „The Who“, „Led Zeppelin“, „The Doors“, „The Beatles“ oder „Alice Cooper“ himself neu verpackt, interpretiert oder miteinander vermischt. Coopers Stimme und die krachenden verzerrten Gitarren passen erstaunlicherweise so gut zu den frühen Hits à la The Who´s „My Generation“, dass man fast vergisst, die Songs je in einer anderen Version gehört zu haben. 
Am meisten Spaß macht die Platte allerdings wenn die Originale neu interpretiert werden, z.B. wenn das Gitarrensolo von „Whole Lotta Love“ anfangs von Alice Cooper auf der Mundharmonika zum Besten gegeben wird oder wenn zwei Hits zum Mashup oder Medley vermischt werden, wie Alice Coopers „Schools Out“ inhaltlich passend mit der Textzeile „We don´t need no education“ aus Pink Floyds „Brick in the Wall“. Großartig dabei vor allem das Duett von Alice Cooper und AC/DC-Rockröhre Brian Johnson. Zu weiteren Juwelen gehören für mich darüberhinaus „I got a Line on you“ (Spirit) und „Itchycoo Park“ (Small Faces), welche im neuen Gitarrenwand deutlich härter und frischer klingen als das Original und außerdem Paul McCartneys roughes und improvisiert wirkendes Outro der Neuauflage von „Come and get it“ (The Beatles).
Mit dem Album wird sicherlich nicht die Rockmusik neu erfunden und Musikgeschichte geschrieben, doch es dürfte jeden Fan alter Rockmusik mit temporeichen Nummern bestens unterhalten.
Wobei es doch etwas schade ist, dass fast nur Coverversionen vertreten sind, man wäre doch neugierig gewesen wie ein komplett selbst komponiertes Album ausgefallen wäre, wenn diese geballte Genialität aus der Rockszene zusammentrifft. 

Letzte Woche bestritt die Band dann schließlich zwei begeisternde Gigs in Starbesetzung im Rock-Mekka „The Roxy“ in L.A. bevor es diese Woche zu „Rock in Rio“ weitergeht. Wenn sich dann 4 Gitarristen auf einer Bühne tummeln oder sich Gruselrocker Alice Cooper und Schockrocker Marilyn Manson nach einem gemeinsamen Duett (Alice Coopers „Eighteen“) gegenseitig „knuddeln“, wird klar, dass sich die Band nicht allzu ernst nimmt, sondern den Spaß am Rock ´n´Roll zelebriert und das Publikum unterhalten möchte, zudem der Erlös der Konzerte für Charity-Zwecke genutzt wird. Wie Cooper in einem Interview verriet, haben die Vampire nun Blut geleckt und stellen in Aussicht im nächsten Jahr ein paar weitere Konzerte zu geben und evtl. sogar bei Festivals in Europa aufzutreten. Man wünscht sich, dass die Neuauflage der „Hollywood Vampires“ länger bestehen bleibt als die Ursprungsformation!