Sonntag, 24. April 2016

PRINCE

Als ich 1986 zum ersten mal in der Musiksendung „Formel eins“ das Video zu „Kiss“ sah, zeigte ich mich etwas verblüfft, dass hinter Stimme, die seit einigen Tagen erklang, sobald man das Radio einschaltete, dieser schnurrbärtige Mann mit der kurzgeratenen Lederjacke und der Elvistolle steckte. Für einen sechsjährigen war es durchaus befremdlich warum ein Mann mit einer so hohen Falsettstimme singt, und selbst meine Eltern konnten mir am Frühstückstisch bei dieser Frage nicht wirklich weiterhelfen. Doch trotz oder vielleicht auch wegen dieser anfänglichen Irritation fing ich an diesen einzigartigen Song zu lieben. So sehr, dass Tom Jones bei mir erstmal unten durch war, als er zwei Jahre später seine Coverversion in normaler Stimmlage herausbrachte (was sich inzwischen auch wieder geändert hat). So sehr, dass ich heute noch die Tanzfläche stürme, sobald das Gitarrenintro dieses Lieds ertönt, egal auf welcher Hochzeitsparty oder in welcher heruntergekommenen Spelunke ich mich gerade befinde.
Damals wußte ich noch nicht, dass vor dieser Singleauskopplung des Albums „Parade“, bereits 7 Alben von Prince veröffentlicht wurden, darunter eines der bedeutendsten Alben der Popgeschichte, „Purple Rain“, welches sich bis heute über 20 Millionen mal verkaufte, 2 Grammys und einen Oscar abstaubte und den 1,58 m großen Prince endgültig zu einem der ganz Großen der Popszene werden ließ. 
Es zogen ein paar Jahre ins Land, bevor ich in meiner Jugend beim Durchstöbern der unendlichen CD-Sammlung meines Bruders auf weitere Werke wie den vor Sex strotzenden Nummer-1-Hit „Cream“,  das Skandalstück „Sexy MF“, die 80er-Hymne „Little Red Corvette“ oder die softe R&B-Ballade „The Most Beautiful Girl“ stieß. Allein die kleine Auswahl dieser Songs verdeutlicht, wie wenig das Mysterium Prince greifbar ist und wie unmöglich es ist, diesen Künstler und seine Musik in eine Schublade zu stecken oder einem Genre zuzuordnen. Er scheute nicht davor innerhalb einer Platte zwischen Funk, Rap und Rock zu wechseln, er schien sich in jedem Genre zuhause zu fühlen. Wenn Michael Jackson den Titel „King of Pop“ innehat, dann war Prince der „King of Music“. Das Ausnahmetalent galt nicht nur als begnadeter Sänger, Songwriter und exzentrischer Entertainer sondern ebenso als einer der besten Gitarristen der Welt, ganz zu schweigen von den ungefähr 30 Instrumenten die er sonst noch beherrschte und auf seinen Alben (mit wenigen Ausnahmen) selbst einspielte. In den letzten Tagen verbreitete sich auf Twitter ein Zitat von Eric Clapton, der auf die Frage wie es sich anfühle, der beste Gitarrist der Welt zu sein, antwortete: „I don´t know, ask Prince!“. Es handelt sich dabei sehr wahrscheinlich um ein Fake-Zitat, doch wer Prince´ Gitarrensolo zu „While my guitar gently weeps“ bei George Harrisons Aufnahme in die Hall of Fame im Jahr 2004 sah, könnte sich gut vorstellen, dass es sich doch so zugetragen hat. So faszinierten mich Mitte der 90er als Hardrock-Fan auch die gitarrenlastigen Songs der Alben „The Gold Experience“ und „Chaos & Disorder“ (z.B. "Endorphinmachine"), die für mich trotz des kommerziellen Flops des letztgenannten Albums eine Art Demonstration darstellten, nach dem Motto ‚Wenn ich Lust darauf hätte, könnte ich auch das beste Hardrock-Album aller Zeiten rausbringen. Wenn ich Lust darauf hätte, könnte ich bei Guns N´Roses die Leadgitarre übernehmen und bei Aerosmith Steven Tyler ersetzen.‘ 
Der Perfektionist strebte stets die volle kreative Kontrolle über seine Alben an, die er dazu noch selbst produzierte, was ihm bei seiner Plattenfirma Warner Bros. Records mit der Zeit bekanntermaßen nicht nur Freunde einbrachte. Jahrelang führte Prince teils öffentlich einen Kampf für seine Unabhängigkeit und gegen seine Plattenfirma, indem er seinen Namen zu einem unaussprechlichen Symbol änderte, sich bei Auftritten und Fotoshootings „Slave“ auf die Wange malte, in seinen Musikvideos die Plattenchefs als Ausbeuter darstellte („The same December“) und sich den üblichen Marketingstrategien widersetzte. Seine Schaffenskraft, Energie und Kreativität waren so unerschöpflich, dass er jedes Jahr mindestens eine Platte wenn nicht sogar mehrere produzieren wollte und insgesamt sage und schreibe 39 Studioalben herausbrachte. Warner Bros. versuchte ihn dagegen zu bremsen und Zwangspausen zu verordnen um ein Album konventionell zu vermarkten. In der Folge veröffentlichte er parallel bei anderen Labels Alben, oder verteilte sie gratis bei Konzerten um seine Plattenfirma zu düpieren und dabei als Pionier ganz neue Marketingwege zu gehen. So erkannte er als der erste populäre Interpret die Möglichkeiten des Internets und stellte nach der Erfüllung seines Vertrags bei Warner Bros. einige Alben in den Folgejahren ausschließlich auf seiner Homepage als Download bereit und war dadurch seiner Zeit weit voraus.
„Musicology“, das von den Kritikern hochgelobte Album, das ihm nach längerer Zeit auch wieder kommerziellen Erfolg einbrachte, war das letzte Album, das ich mir komplett runtergeladen habe. Ich muss gestehen, dass ich danach den musikalischen Werdegang von Prince etwas aus den Augen verloren habe, von einigen Songs wie z.B. „FIXEURLIFEUP“, den er mit seiner neuen Band 3rdEyeGirl produzierte, abgesehen. Vor allem in Europa war Prince im letzten Jahrzehnt immer weniger zu fassen, vertrieb Alben oft spontan beispielsweise als Beilage zu Zeitschriften und Büchern anstatt auf dem normalen CD-Markt und kündigte Konzerte meist nur wenige Tage vorher an, wobei gerade die Deutschland-Konzerte sehr rar gesät waren.
Im Nachhinein reut es mich doch etwas, nie die Chance gesucht zu haben, diesen schillernden Ausnahmekünstler live zu erleben. Man merkt leider meist zu spät, wie glücklich man sich schätzen konnte, zeitgleich mit einem der größten Genies der Popgeschichte diesen Planeten zu bewohnen, so wie unsere Eltern noch von Elvis Presley und Jimi Hendrix schwärmen können. Also erfreuen wir uns besser noch an all den Legenden wie Paul McCartney, Mick Jagger, Iggy Pop, Eric Clapton, Eddie van Halen und wie sie noch alle heißen, die hoffentlich noch lange unter uns weilen, bevor wir irgendwann mit Justin Bieber und David Guetta allein gelassen werden. 
Rest in Peace, Prince Rogers Nelson. Thank you for the Music!


Samstag, 2. April 2016

GUNS N' ROSES - REUNION - TROUBADOUR

Es ist noch gar nicht lange her, da speiste Axl Rose die zum millionsten mal gestellte Frage nach einer Reunion der „wahren“ Guns N’ Roses mit den Worten „Not in this Lifetime“ ab. Nun ist tatsächlich das Unmögliche wahr geworden und scheinbar ein neues Leben für die Band angebrochen: zum ersten mal seit 23 Jahren teilen sich die ewigen Streithähne Axl Rose und Slash in diesem Moment im Troubadour in L.A. wieder die Bühne! (Falls Axl nicht wieder ein paar Stunden zu spät auftaucht weil er sich nicht von einem Videogame lösen kann). Seit Monaten kursierten die Gerüchte um eine Reunion, bis schließlich die Bestätigungen einiger Gigs in Las Vegas und beim Festival in Coachella erfolgten. Gestern kündigte die Band auf Facebook und Twitter dann überraschend eine Woche vor dem offiziellen ersten Gig einen spontanen Auftritt im Club Troubadour an, wo 1985 die gemeinsame Geschichte begann. Die wenigen Fans, die sich vor Ort eins der limitierten Tickets ergattern konnten, durften erleichtert sein, dass es sich nicht um den größten Aprilscherz der Rockgeschichte handelt. Zeitgleich wurden die Termine für die Tour in Nordamerika veröffentlicht, die ironischerweise den Titel „Not in this Lifetime“ trägt. Erinnerungen an „The Eagles“ werden wach, die 1994 unter dem Motto „Hell freezes over“ eine Comeback-Show gaben, nachdem sie zuvor jahrelang proklamierten, dass eher die Hölle zufrieren würde. 
Die Bandbesetzung neben Axl, Slash und Duff dürfte somit auch in den nächsten Stunden geklärt sein. Da sowohl der bisherige Drummer Frank Ferrer, als auch Steven Adler in der Location gesichtet wurden, geht man von einigen Gastauftritten von Steven Adler aus, evtl. wird sogar Izzy Stradlin bei ein paar Konzerten auftauchen so wie er es bereits in den letzten Jahren getan hat. 
Ich hoffe, dass in Kürze weitere Tourdaten für die restliche Welt bekanntgegeben werde und versetze mich im Moment ein bißchen voller Neid in die glücklichen Fans, die im Moment die berühmten Worte hören dürften „You know where you are?“…




Mittwoch, 2. März 2016

NITA STRAUSS - IBANEZ GUITAR CLINIC MÜNCHEN

IBANEZ beschert den Gitarrenfreaks in Europa zur Zeit ein besonderes musikalisches sowie optisches Highlight und bringt im Rahmen der Ibanez Wide Variety Tour 2016 den aufkommenden Stern NITA STRAUSS in auserwählte Musikläden, wo sie in intimer Atmosphäre ihr Talent unter Beweis stellt. Nita Strauss belegt in der Liste der bedeutendsten Gitarristinnen den ersten Platz und tourte unlängst als neues Mitglied der ALICE COOPER Band im Vorprogramm von MÖTLEY CRÜE um die Welt nachdem sie vor allem durch die weibliche Coverband THE IRON MAIDENS ins Musikgeschäft einstieg. Zudem spielt sie auch völlig berechtigt bei der Wahl der „Hottest Chicks in Hard Rock“ stets eine ganz große Rolle…
Ob deswegen das Publikum, das sich am Freitag Abend in die kleine schnucklige Münchner Bar X-CESS quetscht zu gut 90 % aus männlichen Fans besteht oder ob es an der von Nita Strauss beschriebenen Problematik liegt, dass es generell immer noch weniger Gitarristinnen gibt, da diese ein schweres Los gezogen haben, gegen die männliche Konkurrenz und Vorurteile zu kämpfen, kann man nicht mit Gewissheit sagen. Jedenfalls erleben die Teilnehmer eine bestens gelaunte Nita Strauss, die mit ihrer natürlichen und erfrischenden Art und ihrer beeindruckenden Fingerfertigkeit alle in ihren Bann zieht. Starallüren - Fehlanzeige! Und das obwohl sie vor kurzem mit legendären Kalibern wie Alice Cooper oder Steven Tyler die Bühne teilte. Der Funke springt in der intimen Atmosphäre somit schnell auf die Gäste über, die während der Kostproben „The Trooper“ von IRON MAIDEN (begleitet von KISSIN´ DYNAMITE-Gitarrist Jim Müller) sowie „Eighteen“ und „Poison“ von ALICE COOPER lauthals mitgrölen. Das Publikum wird von Nita später auf ihrem Twitter-Account sogar als das lauteste der ganzen Clinic-Tour ausgezeichnet. Das  Metalgirl aus LA spielt sich geradezu in Ekstase, wirft die blonde Mähne nach hinten und strahlt während ihrem Spiel immer wieder über das ganze Gesicht. Diese Frau hat definitiv Spaß an dem was sie tut! So schwärmt sie auch, wie großartig es für sie ist, durch Europa zu reisen und mit den Fans über ihre Lieblingsbeschäftigung zu diskutieren. Zwischen den Songs steht sie dem Publikum Rede und Antwort und gibt zahlreiche Tipps und Einblicke in ihr Leben. Mit 13 Jahren begann sie sich der Gitarre zu widmen und ihrem Idol STEVE VAI nachzueifern, die erste Gitarrenstunde hatte sie jedoch tatsächlich erst vor 2 Jahren. Nachdem sie für Alice Cooper vorspielte, entgegnete man ihr, dass sie keine klassische Rockgitarristin sondern eine Shred-Gitarristin sei. Also nahm sie zum ersten mal die fremde Hilfe eines Gitarrenlehrers in Anspruch und studierte innerhalb 2 Wochen das komplette Programm von Alice Cooper ein. Sie hofft, dass andere von ihren Fehlern lernen, und sich nicht vor anderen Genres und Ratschlägen anderer verschließen. So hatte sie nie Scheu davor, während Tourneen an der Umkleidekabine prominenter Kollegen wie beispielsweise SKID ROW zu klopfen um nach einem bestimmten Riff oder einer Spieltechnik zu fragen. Sie hat sich schon immer mit den besten aus der Branche gemessen, orientierte sich nicht an den bekannten Gitarristinnen oder dem besten Gitarristen ihrer Schule, sondern an ihrem großen Vorbild Steve Vai. „Think in big pictures!“ rät sie. Dabei gäbe es jedoch kein richtig oder falsch, jeder hat seine eigene individuelle Spielweise oder Technik, die er sich intuitiv angelernt und angewöhnt hat. Vor allem dürfe nicht der Kopf bzw. zu viele Gedanken das Gitarrenspiel beeinflussen und beeinträchtigen, es wird allein durch die Finger und das Herz bestimmt. So schaltet sie ihre Gedanken vollkommen ab während sie auf der Bühne vor tausenden von Menschen ihr Solo spielt und lässt sich von der Kulisse nicht erschrecken. „Wenn ich das Solo vor 5 Leuten spielen kann, dann kann ich das gleiche genauso gut vor 10 000 Leuten“, berichtet sie voller Überzeugung. An dem Solo an sich ändere sich schließlich nichts. Falls man auf der Bühne Unsicherheit beim Solo besitzt oder 5 Minuten vor der Show nochmal die Noten durchgehen muss, ist das nur ein Zeichen, dass man nicht hart genug geübt hat, sagt sie mit strengem Blick und sofort beschleicht mich ein schlechtes Gewissen… Selbst mit verbundenen Augen oder kurz nachdem man aus dem Schlaf gerissen wurde, müsse man seinen Part fehlerfrei beherrschen. Allerdings nötigt ihr es schon eine ganze Menge Disziplin ab, sich in einer Band mit insgesamt 3 Gitarristen auf ihren Part zu beschränken und nicht unnötige Noten zu spielen um zusammen keinen unsauberen Soundbrei zu erzeugen. Sie gibt zu, dass sie am liebsten natürlich immer volles Brett spielen würde und feuert dabei zu Demonstrationszwecken mit einem verschmitzten Lächeln den Riff von „Billion Dollar Babies“ ab und lässt ihre Ibanez ungehalten aufheulen. Natürlich wird auch noch ein bißchen Werbung für die Firma gemacht, für die sie momentan durch Europa reist, und Nita Strauss preist ihre besonders schmale und leichte Sonderanfertigung an, die ihr ermöglicht, sich voll und ganz auf ihr Spiel zu konzentrieren und die manchem Kollegen die ihr Model ausborgte einen neidischen Kommentar abrang, weil sie so einfach zu spielen ist. 
„It’s important to fall in Love with your instrument over and over again“ gibt sie ihren Jüngern, die an ihren Lippen kleben mit auf den Weg. Bevor es zur Autogrammstunde übergeht, greift sie nochmal zu ihrer Gitarre und spielt den ersten Alice Cooper Song den sie im Radio hörte: Poison. 
Ich bin gespannt welchen Werdegang Nita Strauss noch nehmen wird, ein eigenes Soloalbum ist bereits angekündigt, auf dem bestimmt einige prominente Gäste vertreten sein werden. Wenn sie ihre Natürlichkeit behält, wird sicher noch vieles von ihr zu hören sein. Doch nun heißt es für mich erstmal üben, üben, üben … es wartet viel Arbeit ;)



Dienstag, 1. März 2016

STEEL PANTHER - Akustikalbum und Tour

Steel Panther stimmt ungewöhnlich leise Töne an. Am Freitag wurde das erste Unplugged-Album „Live from Lexxi´s Mom´s Garage“ veröffentlicht, auf dem die Glamrocker neben einem neuen Hit namens „That's when you came in“ eine Song-Auswahl ihrer letzten 3 Alben auf der Akustikklampfe neu interpretieren. Besonders zu empfehlen ist dabei die extrem groovige Version von „Death to all but Metal“. Wem das reine Hörvergnügen nicht ausreicht, kann auf der ebenfalls erhältlichen Live-DVD mitverfolgen, wie sich das natürlich rein weibliche Publikum von den akustischen Klängen erweichen lässt und in der intimen Atmosphäre der vermeintlichen Garage dahinschmilzt. Und für alle die dagegen auf die volle elektrische Dröhnung stehen, wurden fast zeitgleich zur Veröffentlichung neue Tourdaten für Europa bekannt gegeben. So ist auch dieses Jahr darauf Verlass, dass sich die Jungs von Steel Panther wieder in Deutschland blicken lassen. Ich freue mich auf mein persönlich 8. Steel-Panther-Konzert und leg allen Metalfans die mit einer ordentlichen Portion Humor ausgestattet wurden die folgenden Tourdaten ans Herz:

06.08.16 Wacken Open Air
19.08.16 Dinkelsbühl - Summer Breeze Festival

30.09.16 München - Zenith
01.10.16 Berlin - Huxleys Neue Welt 
02.10.16 Hamburg - Große Freiheit 36
04.10.16 Köln - Palladium
05.10.16 Offenbach - Stadthalle
07.10.16 Stuttgart - Porsche-Arena




Montag, 11. Januar 2016

DAVID BOWIE

Leider erscheint auf meiner kleiner Blogseite bereits der dritte Abschiedspost in Folge. Nur wenige Zeit nach Lemmys Tod trauert die Musikwelt um eine weitere großartige Rocklegende: David Bowie hat kurz nach seinem 69. Geburtstag und der Veröffentlichung seines neuen Albums "BLACKSTAR" den Kampf gegen die Krebserkrankung verloren und hinterlässt in der Musikszene eine riesengroße Lücke.
Ich muss zugeben, nie ein bewusster "Hardcore-Fan" gewesen zu sein, doch wie sicher jeder der sich für Pop- und Rockmusik begeistert, hatte auch ich immer den allergrößten Respekt vor dieser Ausnahme-erscheinung und seinem künstlerischen Lebenswerk und war mir seiner enormen Bedeutung für das Musikgeschehen der letzten Jahrzehnte bewusst. Es gibt wohl kaum eine Band, die nicht auf irgendeine Weise von Bowie beeinflusst und inspiriert wurde, dementsprechend viele Trauerbekundungen seiner Kollegen - von Iggy Pop bis Mick Jagger - wurden heute im Netz veröffentlicht. Mich persönlich hat vor allem die Glamrock- und Ziggy-Stardust-Phase von Bowie mitgerissen, der sich als "Chamäleon des Pop" immer wieder neu erfand und vor keinem Genre zurückschreckte. 
Auf seinem aktuellen hochgelobten Album scheint er bereits Abschied zu nehmen. "Look up here, I'm in heaven" lauten die Zeilen der letzten Single "Lazarus".
Rest in Peace, David Bowie!


Montag, 4. Januar 2016

RIP MÖTLEY CRÜE

Das war es. 
Nach 34 Jahren Bandgeschichte, einer zweijährigen Abschiedstour und einem allerletzten Konzert am Silvesterabend in L.A., hat sich meine Lieblingsband Mötley Crüe tränenreich von der Bühne verabschiedet. Zeit für einen persönlichen (Warnung:) nostalgischen und sentimentalen Rückblick meinerseits! 
Es war im Jahr 1991 als die Highschool-Komödie „Wie der Vater, so der Sohn“ über den elterlichen Röhrenfernseher flimmerte und nach etwa der Hälfte des Films Schauspieler Dudley Moore die Stereo-Anlage aufdrehte und zu „ALL IN THE NAME OF…“ auf dem Esstisch kreischend und umhersprang. Der prägnante Beat in Verbindung mit diesem durchdringenden Rock’n’Roll-Riff und der kreischenden Rockröhre hat mich so gepackt, dass ich in meiner jugendlichen Euphorie am liebsten ebenfalls auf den nächsten Tisch springen wollte. Stattdessen hab ich den Abspann abgewartet, rannte mit dem notierten Bandnamen „MÖTLEY CRÜE“ zum nächsten CD-Verleih (ja sowas gab es damals, lange vor iTunes und Youtube) und holte mir das entsprechende Album „GIRLS, GIRLS, GIRLS“. Wenig später erkannte ich, dass ein anderes Album dieser Gruppe schon seit Wochen über die Boxen meines Bruders lief: DR. FEELGOOD! Also plünderte ich die CD-Regale meine Bruders und des lokalen Musikgeschäfts und ließ die Lieder auf meinem Discman rauf und runter spielen - ich hatte schließlich 10 Jahre aufzuholen! Vor allem der rohe ungebändigte Gitarrensound von Mick Mars´ immer wieder aufheulender Stratocaster und Vince Neils hohe und charakterstarke Stimme faszinierte mich von Anfang an. Auch wenn die Songs vielleicht nicht die Genialität mancher Werken von Guns N’ Roses aufweisen, zogen mich mich diese rotzigen kompromisslosen Stücke à la „TOO FAST FOR LOVE“ und „KICKSTART MY HEART“ oder die eingängigen Glam Metal-Songs wie „SAME OL’ SITUATION“ genauso in den Bann wie das Auftreten der aufsässigen Rebellen, die das „Sex, Drugs & Rock'n'Roll“-Motto bis zum exzessiven Überdruss verkörperten (nachzulesen in der berüchtigten Biographie „The Dirt“). Das Erscheinungsbild bewegte sich zwischen The Sex Pistols, Van Halen und Mad Max, wobei sich Mötley Crüe doch von Album zu Album sowohl musikalisch als auch outfittechnisch immer wieder neu erfand, ohne dabei die Wurzeln ihrer Musikrichtung aus den Augen zu verlieren. 
Doch wie sich herausstellte, hatte ich mir nicht den besten Zeitpunkt ausgesucht, um mich in diese Band zu verlieben. Bereits ein Jahr später wurde Sänger Vince Neil wegen Streitigkeiten mit den restlichen Mitstreitern kurzerhand gefeuert. Es gelang mir, ein Jahr lang das neue Album „MOTLEY CRUE“ mit Ersatzmann John Corabi zu boykottieren. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass auch diese Platte eine prächtige ist, die einige Schmuckstücke enthält, doch komplett war die Band für mich nur in der originalen Besetzung. Vier so unterschiedliche Persönlichkeiten, die sich im Laufe der Jahre liebten und haßten, sich prügelten und versöhnten und in Kombination zu viert eine wahnsinnig explosive Energie versprühten. Tommy Lee, das chaotische und impulsive Riesenbaby, Nikki Sixx der Songwriter und Denker, Mick Mars der düstere und eigentlich völlig liebenswerte Eigenbrötler und Vince Neil der wasserstoffblonde Sunnyboy und Lebemann. 
Dementsprechend ließ ich einen Jubelschrei los, als ich im Jahr 1997 zufällig auf die neue Single „Afraid“ des Albums „GENERATION SWINE“ gestoßen bin und meinen Ohren kaum glauben konnte: Vince ist zurück! So kam es, wie ich es nicht mehr für möglich gehalten hatte, dass ich meine Helden tatsächlich wiedervereinigt live erleben durfte! Zum ersten mal im Jahr 2005 bei Rock im Park (Mötley Crüe hab ich somit auch mein erstes Rockfestival und meine folgende Festival“karriere“ zu verdanken) und in den Folgejahren vier weitere Male, u.a. in Wembley und ein allerletztes mal während der Abschiedstour in Stuttgart! (siehe Konzertbericht) 
Auch wenn die Bad Boys aus L.A. in Deutschland fast in Vergessenheit geraten sind („Da spielt Tommy Lee mit“ - „Achso!“), sich die Youtube-Gemeinde über Neils wachsende Pfunde auslässt und die Musik von manchen Kritikern für überholt erklärt wurde, hörte mein Herz nie auf für Mötley Crüe zu schlagen und ihre Lieder begleiteten mich in den letzten 24 Jäheren durch sämtliche Lebenssituationen und katapultierten mich notfalls aus manchem Stimmungstief. Es verging wohl kaum ein Tag, an dem ich nicht mindestens einem Crüe-Song zuhörte, egal ob ich mich zuhause, am Strand von Ibiza oder in Shanghai befand und daran wird sich in Zukunft wohl auch nichts ändern. Trotzdem beschleicht mich eine gewisse Traurigkeit, dass diese Bandgeschichte nun zu Ende erzählt und das letzte Kapitel geschlossen wurde. Als Trost bleiben die neuen Soloprojekte wie Sixx:A.M., sowie die angekündigte Veröffentlichung des finalen Konzerts auf DVD ... und darüberhinaus die leise Hoffnung, Mötley Crüe möge in Zukunft ein weiteres Mal die Regeln brechen …
Bis dahin: RIP MÖTLEY CRÜE! 





Dienstag, 29. Dezember 2015

RIP Lemmy Kilmister

Eine ganz große und bedeutende Hardrock-Legende hat am 28.12.2015 traurigerweise das Zeitliche gesegnet: Lemmy Kilmister. Es hat sich in den letzten Jahren und vor allem Monaten angedeutet, dass sein Gesundheitszustand nicht der beste ist und man in naher Zukunft leider damit rechnen muss, dass der Motörhead-Gründer nicht mehr lange unter uns weilt. In diesem Jahr durfte er noch das 40jährige Jubiläum seiner Band feiern und lieferte das geniale Album „Bad Magic“ ab, das hierzulande tatsächlich die Chartspitze stürmte! Ich durfte Lemmys berühmte Whiskey-Stimme und seinen höllisch lauten Bass zweimal bei Rock im Park live erleben. Sein Tod wird zugleich das Ende von Motörhead bedeuten, man wird sehn ob evtl. ein Tribute-Konzert folgen wird, da es unter den aktuellen Bands doch unzählige Motörhead-Jünger und Freunde und Bewunderer von Lemmy gibt.
Ich werde es nun so handhaben, wie es die restliche geschockte Motörhead auf ihrer Seite empfiehlt, "Ace of Spades" ganz laut aufdrehen und mir einen Drink auf Lemmy genehmigen!
Rest in Peace, Lemmy!